Baufortschritte II: Finnhaus wird chic!

Das Finnhaus hat sich als echtes Win-Haus, um mal einen echt schlechten Kalauer zu bemühen, herausgestellt. Die vorfindliche Ästhetik hat viele neue und alte Freund*innen begeistert: 30 Jahre nach dem Ende der DDR ist das realsozialistische Design generationsübergreifend derzeit wieder angesagt und wir wachsen in unsere Rolle als verantwortungsvolle Erbverwalter hinein. Der in vieler Hinsicht beklagenswerte Reformstau seit der Wende, hat immerhin dazu geführt, dass hier die Zeit stillgestanden hat. Als Ost-, wie Westdeutsche andernorts die Vergangenheit entsorgt haben, ist hier einfach nichts passiert! Ein in vieler Hinsicht ein glücklicher Umstand.

Wir sind nun seit April dabei, auch hier behutsam zu modernisieren, ohne den alten Charme verschwinden zu lassen. Im Gegenteil, unsere ersten Maßnahmen scheinen diesen eher zu unterstreichen. In der Küche haben wir blickverengende Glas- und Steinwände eingerissen und die Kochgeräte um einen modernen Herd ergänzt. Steffen Wiechmann, Freund, Rostocker Falke und Berliner Allrounder beim Zeltplatz Z.e.V. in Heiligensee hat mehrere, bis dato teilweise vernagelte Fenster neu verglast. Im Obergeschoss haben wir gründlich aufgeräumt und einen Sitzungsraum mit Orginalbestuhlung und einen Musikraum eingerichtet.

Die ehemaligen Luken zur Küche, architektonische Zeugnisse deutschdemokratischer Essensversorgung sind, dank der Arbeit von Denis Köch, einem befreundeten Handwerker aus der Prignitz, einer Rigips-Wand mit weißen Türen gewichen. Hinter einer der Türen entsteht eine Teeküche, die es Gruppen ermöglichen wird, sich Tee und Kaffe zu kochen, die Kartoffelchips zu verstauen und sich warmes Wasser, z.B. zum Filzen zu besorgen, ohne die Großküche betreten zu müssen.

In den letzten Wochen haben wir begonnen die Südwestfassade zu sanieren. Wo jahrelang eine Plastikplane ein großes Loch im Dachstuhl provisorisch verdeckte, sind nun wieder sauber eingemauerte Backsteine zu bewundern. In bewundernswert unermüdlicher und kompetenter Weise engagiert sich unser Freund Klaus Franke derzeit um die Instandsetzung des Fachwerks, der Fenster. Er ersetzt verrottete Wasserschenkel, Fensterteile und Balken, kittet und verglast, dass es nur so eine Freude ist! Das Fachwerk wird derzeit von altem Lack befreit und soll dunkel lasiert werden, die Fenster werden weiß. Und die Eingangstüren werden ersetzt.

Um das Haus nicht mehr nachtstromelektrisch beheizen zu müssen, planen wir den Einbau eines Bullerjan-Holzofens mit Sichtfenster, der sogar die oberen Räume mitheizen kann. Denn bald finden unser Benefiz-Markt »Gestern für Morgen« und die JKBBS-Sylvesterparty statt. Und keiner soll hier mehr beim Essen, Filmgucken, Seminieren, Musizieren oder Pennen frieren müssen. Das alles ist noch nicht die große Sanierung, die in ein paar Jahren ansteht, hilft aber die Nutzbarkeit und den Komfort des ypsilonförmigen Baus kurzfristig zu erhöhen und den Verfall des Gebäudes zu stoppen. Wir berichten über weitere Fortschritte!

Nachtrag am 10. November: Vorgestern haben wir die Fenster im Obergeschoss ausgebaut und sie drinnen gestrichen. Heute wurden sie geputzt und wieder eingesetzt. Ist schon witzig, wie das Haus beginnt, wie ein echt-altes Fachwergebäude auszusehen...