Gundermann - Der Film (BRD, 2018) auf der »Insel«

Samstag, 7. Dezember 2019 - 19:00 bis Sonntag, 8. Dezember 2019 - 18:45
Programm: 

19.00: Gundermann - Der Film (BRD, 2018)
Auf historischer Leinwand im DDR-Markt-Ambiente des Finnhauses.
Regie: Andreas Dresen. Mit Alexander Scheer, Anna Unterberger, Bjarne Mädel, Axel Prahl, Peter Sodann u.v.a.

Beim Benefiz-Markt verkaufen wir zur Finanzierung der »Insel« überzählige DDR-Produkte (und stellen allen Interessierten unsere Visionen für das Gelände vor). Es geht um die Präsentation und Würdigung ostdeutscher Produkte. Um aber nicht dermaßen ins Ostalgische zu verfallen, und dem Ganzen auch in einen politischen Kontext zu stellen, zeigen wir »Gundermann«, den Spielfilm von Andreas Dresen über den gleichnamigen Liedermacher und Braunkohlebaggerfahrer aus Hoyerswerda. Denn das nostalgische Sentiment im Allgemeinen neigt in seiner Eigenschaft als Gefühl zur Verklärung und zur Verdrängung von Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten: D.h. das ostalgische (als nostalgisches) Gefühl, so menschlich und unvermeidlich es ist, stellt nicht die Frage, warum die DDR wurde was sie war, wie wir eine nichtkapitalistische Gesellschaft einrichten könnten, die nicht despotisch würde und in der der Mangel am Dingen nicht dazu führte, dass das Horten von den Waren, die es gerade gibt (davon legt unsere Sammlung von Dingen ein beredtes Zeugnis ab) den Mangel perpetuierte. Die Herrschaft der Nomenklatura der DDR und ihre Überwachungsmechanismen, aber auch die eigentlichen Anliegen der kommunistischen Idee bleiben im Ostalgischen als Nostalgisches unterbelichtet. 

Diese politischen und vergangenheits- und zukunftsbewältigenden Fragen stellen sich aber beim Schauen von Andresens Spielfilm über die DDR und über Gundermann, der sowohl Oppositioneller als auch Mittäter ist. Wenn der Protagonist im Film während einer Versammlung der SED-Betriebsgruppe über den Kommunismus sagt „Also, wenn's die nicht schon gäbe, wa, die Weltanschauung, dann hätt' ich da auch selber drauf kommen können“, bringt er zum Ausdruck, dass eigentlich keine Doktrin und keine Partei für die Erkenntnis nötig ist, dass es schön wäre in einer Gesellschaft zu leben, in der die ökonomische und politische Herrschaft von Menschen über Menschen abgeschafft wurde und (dadadurch, dass er das während der Parteiversammlung sagt), dass jede (!) Gesellschaft mutige Bürger*innen und demokratischen Widerspruch braucht.

Der Spielfilm, die Lieder der Gruppe »Die Akkordarbeiter«, aber auch die Führungen über die »Insel« vermögen insofern hoffentlich den Bogen vom Ostalgische ins Utopische zu spannen. Mögen die Verkaufserlöse der Produkte von gestern beim Bau eines kleinen Morgens unterstützen und sich Menschen mit unseren Anliegen solidarisieren können!