VI. JMV des JKBBS e.V.: Permanente Aufbruchstimmung
Am letzten Novemberwochenende im Jahr 2021 tagte die Jahresmitgliederversammlung des JKBBS e.V. Es war die bereits die 6. JMV seit der Vereinsgründung 2016. Aufgrund der pandemischen Lage und der terminlich dichten Sommer war es seit fast zwei Jahren die erste Versammlung, die wir in Präsenz durchführen konnten. Entsprechend umfangreich war die Tagesordnung und die Zahl der zu besprechenden Thermen. Schließlich sollte auch das Vereinsleben nicht zu kurz kommen. Also tagten wir an zwei Tagen.
Vielen Dank fürs Angaschmank!
Der Vorstand bedankte sich persönlich bei den Einzelnen für ihr ehrenamtliches Engagement, sei es durch Hilfe bei Renovierungsarbeiten, bei der Vollverpflegung, im Café, als Techniker:innen und Musiker:innen bei Veranstaltungen, bei der Buchhaltung und auf dem Rasentrecker. Diskutiert wurde, wie es in Zukunft möglich ist, die Hilfen zu bündeln und noch zu verstärken. Das Kochen für große Gruppen ist anspruchsvoll und Kochtage sind lang. Ein größeres Kollektiv bringt allen Beteiligten mehr Spaß und ermöglicht auch Entspannungspausen. Auch dier Bau-Tätigkeiten sind umfänglich und anspruchsvoll. Beschlossen werden am Ende drei Workcamps (im Januar, April und Mai) und die Einrichtung eines Online-Kalenders, auf den alle Ehrenamtlichen Zugriff erhalten, um sich für Dienste eintragen zu können.
Bungalowsanierung im Winter 21/22
Schon vor der Sitzung, im Tageslichts, war bereits mit der anstehenden Notrenovierung der aus den 70er Jahren stammenden Bungalows begonnen und der Kuhfuß an marode Jalousienkästen angesetzt worden. Da es für dringenden Neubau von Bungalows noch keine Fördermittel gibt, gilt es in den kommenden Monaten den Bestand zumindest noch für einige Zeit vor dem Verfall zu bewahren: Die Hütten müssen regenfest gemacht werden und innen weiter renoviert werden. Das Gesundheitsamt hatte bei einer Begehung, ausgelöst durch eine verleumderische Beschwerde durch eine Saufgruppe aus Rostock, die Beseitigung von feuchtigkeitsbedingten Deckenschäden und die Erneuerung von Fußbodenbelägen bis zur nächsten Belegung angemahnt. Sobald alle alten Jalousienkästen entfernt sein werden, werden die Türen und Fenster weiß gestrichen. Ein abschließender Anstrich mit Rödfärg und gezielte Abrisse in den kommenden Jahren sollte den lost places Charakter der Anlage schrittweise verschwinden lassen.
Fördermittelsuche: Fortschritte und Rückschlage
An der Fördermittelsuche für Bungalows und andere anstehende Sanierungen und Reparaturen soll der Vorstand unbedingt weiter festhalten, so das Votum der Anwesenden, obwohl die neuerliche Absage der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Warnow-Elde-Land unser Kulturhaus-Projekt aus EU-Mitteln zu finanzieren in dieser Hinsicht ein klarer Rückschlag ist. Da der Antrag den Förderkriterien von LEADER (= Liaison entre actions de développement de l'économie rurale), die sozial-kulturelle Infrastruktur in den ländlichen Räumen der Europäischen Union zu stärken, voll entspricht und das beantragte Geld im LEADER-Budget vorhanden war, stellt sich die kritische Frage, warum dem Antrag zum zweiten Mal nicht stattgegeben wurde. Lag es an der sehr frisch im Landkreis angekommenen Beschwerbe (s.o.)? War es, angesichts des offensichtlichen Sanierungsbedarf an den Bungalows, ein strategischer Fehler diesen Förderantrag für ein Kulturhaus zu stellen und die Einschätzung falsch, gerade die Kulturförderung und die Stärkung demokratischer und kosmopolitischer Strukturen auf dem Land dürfte den Mitgliedern des Entscheidungsgremium am Herzen liegen? Ist die »Insel« zu unkonventionell für die strukturell konservative Provinz und ist vielleicht die Kommission weit weniger objektiv in ihrer Bewertung der vorliegenden Anträge, als es die Verwendung des SMART-Verfahrens suggeriert? Lag es daran, dass der Kommission die Bedeutung von gemeinnützigen Ferienlagern nicht zu vermitteln war? Oder ist es doch schlicht die Tatsache, dass nicht der JKBBS e.V., sondern die Innewohnenden Eigentümer:in der Immobilie sind und das in einer kapitalistisch tickenden Gesellschaft zu der unweigerlichen Projektion führt, hier fände egoistische Vorteilsnahme statt? Da auf die Beantragung von LEADER-Mitteln auch in Zukunft nicht verzichtet werden kann (es ist besonders schwierig, Fördermittel für bauliche Investitionen zu bekommen) werden auch in diese Richtung in Zukunft weitere Förderanträge gestellt. Es bedarf aber offenbar eines Strategiewechsels: Der Verein will hier zukünftig mehr Präsenz zeigen und Jens Mühe mit Hilfe einer schlagkräftigen Arbeitsgruppe bei zukünftigen Antragsverfahren entlasten.
Dass immerhin 50.000,- EUR aus dem Strategiefonds, vermittelt über den ehemaligen SPD Landtagsabgeordneten Thomas Schwarz, zur Verfügung stehen, ist diesbezüglich dann doch eine gute Nachricht. Geplant ist, noch im Winter einen Bauantrag für den Umbau der ehemaligen, schon früher als Veranstaltungsort genutzten Scheune zu stellen und mit der Statik, der Entkernung und der energetischen Sanierung des Kulturhaus-Cafés durch ein neues, kürzeres Dach, doppelverglaste Fenster und einen neuen Fußboden zu beginnen.
Trecker fahren…
Ein weiteres, zu lösendes Problem stellt die vorhandene Mähtechnik dar. Der 2019 neu gekaufte Aufsitzmäher war in diesem Sommer mehr beim Schrauber als auf der Wiese. Die einhellige Meinung unserer Nachbarn lautet ohnehin seit langem, dass das Gerät für unsere Bedingungen (Unebenheit des Geländes, Wachstumsgeschwindigkeit des Grases und der Brennnesseln vor allem im Frühjahr in Verbindung mit anderen Aufgaben, Feiertagen und dem Zeitdruck vor der nächsten Gruppenankunft) ungeignet ist. Eine weitere Saison kann mit dem Gerät nicht bestritten werden (zumal auch Spulenknopf der Billo-Motorsense kaputtgegangen ist und es dafür keine Ersatzteile mehr gibt). Jens Mühe war daher auf der MeLa, der mecklenburgischen Landwirtschaftsausstellung und hat die Kleintraktorklasse seiner Träume gefunden. Ein Trecker wie aus der Kubota-BX-Reihe, kann mähen und hat außerdem vorne und hinten Zapfwellen und Hubwerke, für künftige Anbauten, wie z.B. Schaufeln oder Kehrmaschine. Leider sind solche Geräte eben auch teuer, gebraucht, wie neu. Ein Förderantrag bei der Ehrenamtsstiftung ist gestellt, wird aber auch nur bedingt weit reichen.
Die Saison 2021 in Zahlen…
Die diesjährige Saison verlief erfreulich, berichten Sabine und Jens. Der Platz gewinnt zunehmend an bundesweitem Zuspruch und die Einnahmen. Die Übernachtungszahlen stiegen im August auf über 2.100, gegenüber 139 im Jahr 2019. Das entspricht einem Anstieg von 1.469,06% in zwei Jahren. Leider war die Saison wieder recht kurz, durch Corona. Die Abrechnung für den Café-Betrieb hinsichtlich der Ausgaben liegt leider noch nicht vor. Der Umsatz konnte jedoch mit Einnahmen i.H. von über 5.000,- EUR gesteigert werden. Die Überschüsse fließen in den Vereins-Etat. Im Herbst fanden einige Belegungen für uns überraschend nicht statt. Für große Sprünge reicht der Kontostand daher nicht.
Resonanz in der kommodofizierten Spätmoderne: Zwischen Kooperation und Gruppenegoismus
Die zwischenmenschlichen Erfahrungen mit den Gruppen waren wieder sehr gemischt. Einige Belegungen waren von gegenseitiger Wertschätzung und Kooperation geprägt. Bei einigen Gruppen ist aber auch eine Tendenz zur Entgrenzung und konsumorientierten Erwartungshaltung zu beobachten. Das ist mit Sicherheit ein gesamtgesellschaftlicher Trend, den auch Partnereinrichtungen beobachten. Darauf müssen wir leider reagieren: Wir wollen auch zukünftig keinen Schilderwald aufbauen, kommen aber um mehr entsprechende Hinweise und eine Ausweitung der Spiel-Regeln leider nicht herum. Bei den zu ergänzenden Regeln geht es u.a. um das Abspracheverhalten zwischen Gruppenleiter:innen und Vereinsmitgliedern, aber auch um die Nutzung von Boomboxen in allen Größen, mit oder ohne Blinkblink im Außenbereich. Vor allem aber müssen die Belegungen zukünftig noch besser kuratiert werden. Das gilt besonders im derzeitigen Zustand der Anlage, der zwar durch unsere Vorgänger zu verantworten ist, der aber dennoch natürlich jetzt uns zur Last gelegt wird und an dessen Verbesserung wir gemessen werden.
Einrichtung eines sozial-kulturell-ökologischen Bundesfreiwilligendiensts für Mecklenburg-Vorpommern
Ab September 2022 wollen wir ein neues Aufgabengebiet für den JKBBS e.V. schaffen: Wir wollen dabei nicht nur Einsatzstelle werden und denken an bis zu 4 Bundesfreiwilligen, von denen 2 perspektivisch im Finnhaus wohnen können. Wir streben darüber hinaus an, auch als Anbieter des 20tägigen (sozial)pädagogischen Rahmenprogramms an andere soziale, kulturelle und ökologische Träger heranzutreten. Deren Bufdis könnten dann von uns betreut werden. Der Verein, der aus zahlreichen pädagogischen Fachkräften besteht, ist geradezu prädestiniert ein ambitioniertes erlebnisorientiertes, kulturaffines, sozialpolitisch aufgeladenes Rahmenprogramm zu entwerfen und umzusetzen. Zudem könnte ein solches Programm ganzjährig für solidere Einnahmen sorgen und die Schaffung einer kleinen Geschäftsführerstelle ermöglichen, um die derzeit prekäre Einkommenssituation der Innewohnenden zu verbessern.