Sozialphilosophie

Freiheit ist auch die Einsicht in die Notwendigkeit
Tja, meine Argumente, Freundchen, sind auf jeden Fall bedenkenswert!
Wir sind gegen eine Verbotskultur (was nicht heißt, dass alles erlaubt sein kann...
Wir reden nicht vom Wetter!

Vielleicht fragst du dich beim Blättern durch unsere Seiten, warum Menschen im 21. Jahrhundert einen Zelt- und Ferienplatz bewtreiben wollen, der den Geist jugendbewegter, sozialistischer, abenteuerpädagogischer Zeiten versprüht, der nach Lagerfeuer klingt und nach Gitarrenmusik riecht? Ist das nicht alles passé? Schnee von gestern? Ostalgisch und/oder sozialromantisch? Und wenn sie das schon tun, wunderst du du dich vielleicht weiter, warum belassen sie ihn dann nicht in seinem Ursprungszustand , sondern erweitern ihn stattdessen um ein Café, ein Veranstaltungshaus, eine Web- und Stoffwerkstatt errweitern?

Mal abgesehen davon, dass jede Person in unserer Gemeinschaft (Freund*innen, Vereinsmitglieder und Innenwohnende) auch persönliche Motive und Gründe hat, sich für die »Insel« und für Schlowenien zu engagieren, gibt es auch Anliegen, die wir gemeinsam vertreten und die man weitgehend teilen können müsste, um bei uns mitzumachen. (Für Gäste gilt lediglich, dass sie ihnen nicht feindlich gegenüberstehen dürften, bzw. sie als Teil demokratischer Meinungsvielfalt akzeptieren können sollten).

Ziele, Motive und Gründe seien im Folgenden gröblich skizziert:

(1) Warum Modernisierung?

Die Frage nach dem Sinne der (behutsamen) Modernisierung ist vergleichsweise leicht zu beantworten. Wir wollen den jugendbewegten, nichtkommerziellen »Zeltplatz Plus«: Auf Grundlage eigener Erfahrungen, aus Beratungsgesprächen und durch die Umschau im Bereich entsprechender Einrichtungen zeigt sich ein für uns unbefriedigendes Bild: Einerseits gibt es in den östlichen Bundesländern zahllose Ferienanlagen aus DDR-Zeiten. Allerdings entsprechen diese (auch Westdeutschland), sofern sie noch entsprechend genutzt werden, häufig nicht mehr heutigen Ansprüchen an Komfort, Sauberkeit und Ästhetik. Es fehlt zudem an Beschäftigungs-, vor allem aber an Aufenthaltsmöglichkeiten, z.B. bei schlechtem Wetter. Andererseits sind im Zuge der Kommerzialisierung der Alternativkultur hochpreisige, eher sterile und normierte Angebote für Fortbildungen, esoterische Workshops und für Erlebnistourismus entstanden, die rein gewinnorientiert arbeiten.

Insofern soll der Platz in vieler Hinsicht das bleiben, was es ist und als was es sich bewährt hat: Ein Freiraum für die persönliche Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Ein Ort für kreative Aktivitäten, wie Filzen oder Theaterspielen, mit Lagerfeuerrunden bis tief in die Sommernächte, mit Gitarrenmusik und Liedern aus Ost und West, mit einer Jugendhütte und eigenen Partys, mit Billard, Kicker und Tischtennisplatten, Kanufahren auf und Baden im See, Ausflügen in die nähere und fernere Umgebung.

Gleichzeitig wollen wir aber den Platz aber auch weiterentwickeln, um die oben beschriebene Lücke im Angebot zu schließen und so den Kreis der Nutzer*innen zu vergrößern: Wir wünschen uns für die »Insel«, dass sie für viele Menschen zu einem ästhetisch ansprechenden und einladenden, emanzipatorischen und weltoffenen und nichtkommerziellen Jugend-, Kultur- und Bildungsprojekt wird. Zu einem ganzjährig betriebenen Jugendcamp, alternativem Tagungshaus und besonderem Veranstaltungsort, auch für die Schlowener*innen und andere Menschen aus der Region, zu einem vielseitigen Ort mit Aufenthalts- und Beschäftigungsmöglichkeiten auch abends, bei Regen und im Winter.

(2) Sozialpädagogische Ziele

In einer sich zunehmend abschottenden, bornierten Gesellschaft wollen wir Toleranz fördern, Impulse setzen und Menschen zusammenbringen. Unser Projekt soll ein sicherer, anregender und sozialer Ort für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus der Region, aus Berlin und aus aller Welt sein: Generationsübergreifend, schichtunabhängig und transkulturell – ein Freizeiten-, Zeltlager-, Seminar- Kultur- und Erlebnisort für Gruppen, Familien und Einzelne. Gruppen von Jugendverbänden werden ebenso willkommen sein wie  Menschen, die sich zu gemeinsamen Kreativworkshops treffen, Gruppen, die Seminare abhalten wollen und solche aus dem sozialpädagogischen Bereich, deren Erzieher*innen Kindern und Jugendlichen hier zeigen können, dass es Lagerfeuer nicht nur als App gibt.

Wichtig ist uns, die Eigenaktivität und Selbstverantwortlichkeit von Gruppen und Einzelpersonen im kreativ-künstlerischen, musischen und politischen Bereich unterstützen und initiieren, Naturerfahrungen ermöglichen und das Erleben von Gemeinschaft fördern. Um das umzusetzen, bieten wir sowohl Raum für die eigene Freizeit- und Bildungsgestaltung der Nutzer*innen und machen eigene Angebote, vor allem im textilen, musischen, politischen und pädagogischen Bereich und organisieren Kulturveranstaltungen. Ein konzeptioneller Schwerpunkt ist es, die Eigenverantwortlichkeit der Nutzer*innen und das Prinzip der Selbstverwaltung und –versorgung zu stärken. Einen besonders großen Wert legen wir auf eine persönliche und gemütliche Atmosphäre, sowie größtmögliche Partizipationsmöglichkeiten für die Nutzer*innen bei minimaler Kontrolle durch die Innewohnenden und andere Mitarberiter*innen.

(3) Gesellschaftspolitische Anliegen 

Der Verein »Jugend-, Kultur- und Bildungsarbeit in Berlin und Schlowe (JKBBS) e.V. wurde mit dem Namen JKBBB im Frühjahr 2016 gegründet und besteht derzeit aus knapp 20 Mitgliedern.

In der Gruppe haben sich generationsübergreifend Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten und aus unterschiedlichen Berufsfeldern zusammengefunden, um vielfältige soziale, kulturelle und politische Ziele zu verfolgen. Miteinander verbunden sind diese Ziele mit der Idee der Gemeinschaft und der Bedeutung von Gemeinsamkeitserfahrungen für ein gutes Leben. Im Neoliberalismus mit seinen Deregulierungen und Flexibilisierungen ist es uns wichtig, der Vereinzelung von Menschen entgegenzuwirken. Erst konstruktive Erfahrungen mit anderen Menschen ermöglichen die Selbstfindung, denn der Mensch ist »nicht nur ein geselliges Tier, sondern ein Tier, das nur in Gemeinschaft sich vereinzeln kann« (Karl Marx).

Das Leben in der Gemeinschaft oder im Kollektiv bedeutet in diesem Sinn nicht die Unterwerfung unter einen konformistische Gruppenzwang. Es ist allerdings auch kein Nebeneinanderherleben im liberalistischen Sinn und eine gewisse Anpassungsfähigkeit ist vonnöten. »Mündigkeit bedeutet in gewisser Weise soviel wie Bewußtmachung, Rationalität. Rationalität ist aber immer wesentlich auch Realitäsprüfung, und diese involviert regelmäßig ein Moment von Anpassung« (Theodor W. Adorno). Menschen beeinflussen sich gegenseitig uns sind auf gegenseitige Beeinflussungen auch angewiesen. Das gilt für das Pädagogische und für den Umgang mit Kindern, aber auch für Erwachsene: Wer dauerhaft keine Impulse von anderen ihm/ihr zugewandten Menschen (mehr) bekommt, bzw. keine Menschen (mehr) um sich hat, denen er/sie Impulse geben kann, fehlt es an Anerkennung, an Resonanz, an freundschaftlichen Diskursen. Er/sie nimmt die Welt, oft mit Recht, als repulsiv und/oder indifferent wahr, besonders wenn die Einsamkeit nicht als  selbst gewählt verstanden wird, ist exkludiert, droht das Soziale zu verlernen und ist den Produkten der Kulturindustrie schutzlos ausgeliefert.

Unsere Sozialphilosophie beinhaltet vor diesem Hintergrund die Kritik an gesellschaftlichen Gegebenheiten und Institutionen, die Entfremdung, Verdinglichung und Vereinzelung befördern, an einer kapitalistischen Gesellschaft, in der die Ökonomie und der Markt allgegenwärtig und total geworden sind. Entgegen autoritärer, rechtsnationalistischer, rassistischer und sexistischer Tendenzen weltweit denken wir demokratisch, dialektisch, kosmopolitisch und feministisch, stehen zu den Prinzipien der französischen Revolution (»Liberté, Egalité, Fraternité«). Wir bemühen uns um Solidarität und mitmenschliche Anteilnahme, miteinander, mit unseren Nachbarn, aber auch global und vermeiden Borniertheit und Arroganz. Soweit das angesichts des immensen Wohlstands in Westeuropa, ohne Falschheit und Verleugnung möglich ist, ist uns das Schicksal von Menschen in den Krisen- und Kriegsgebieten der Welt nicht egal. Im Hinblick auf die Klimakatastrophe bemühen wir uns um Nachhaltigkeit, z.B. durch die Nutzung und Förderung regenerierbarer Energien, durch Mülltrennung, das Halten von Bienen. Einige von uns essen Tiere, andere nicht, dessen ungeachtet spielt der Tierschutz und eine artgerechte Haltung von Nutztieren eine wichtige Rolle. 

Die Gemeinnützigkeit des Projekts als Gegenpol zur Kommerzialisierung aller Bereiche menschlichen Lebens ist vor dem Hintergrund der Kritik an der neoliberalen Kommodifizierung uns sehr wichtig. Wir haben Gäste, keine Kunden. Durch eine transparente Preisgestaltung soll gewährleistet werden, dass Aufenthalte im Projekt moderate Kosten für die Teilnehmer*innen verursachen und Menschen aus weniger privilegierten Verhältnissen nicht ausgeschlossen werden. Die finanzielle Absicherung des Gesamtprojektes erfolgt auch durch Kurse, Veranstaltungen, Gastronomie und Vermietungen, soweit und sofern diese den gemeinnützigen Vereinszwecken und dem inhaltlichen Profil des Projekts nicht widersprechen.